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Wie wirkt sich Stress auf uns aus?

Stress ist in aller Munde. Wir alle wissen, dass besonders Dauerstress unserer Gesundheit schadet. Aber was sind die konkreten negativen Auswirkungen von Stress?

Stress hat tiefgreifende und vielseitige Auswirkungen auf Körper, Geist und Emotionen, die durch komplexe psychologische und physiologische Mechanismen hervorgerufen werden. Diese Effekte treten nicht nur kurzfristig auf, sondern können bei chronischem Stress auch langfristige Schäden verursachen. Zu den körperlichen Reaktionen zählen etwa Muskelverspannungen, Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme, während auf emotionaler Ebene Symptome wie Gereiztheit, Angstzustände und depressive Verstimmungen auftreten können. Gleichzeitig zeigen sich oft kognitive Beeinträchtigungen, etwa Schwierigkeiten bei der Konzentration, Entscheidungsfindung und Gedächtnisleistung.

In den folgenden Abschnitten werfen wir einen genaueren Blick auf die physiologischen, psychologischen und neurologischen Folgen von Stress und erläutern, warum frühzeitige Prävention und gezielte Bewältigungsstrategien entscheidend für ein gesundes Leben sind.

Foto von Pavel Neznanov auf Unsplash

Physiologische Auswirkungen von Stress

Stress hat tiefgreifende physiologische Auswirkungen auf den Körper. In diesem Absatz beschäftigen wir uns insbesondere mit dem sogenannten Kampf-oder-Flucht-Modus, dem vegetativen Nervensystem und der durch Stress verursachten Schwächung des Immunsystems.

Der Körper reagiert ganz allgemein gesprochen auf Stress, indem er Energie und Ressourcen dorthin verlagert, wo sie in Gefahrensituationen unmittelbar benötigt werden. Bei andauerndem Stress können diese Mechanismen gesundheitliche Probleme verursachen und das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen.

Die Rolle des vegetativen Nervensystems

Das vegetative Nervensystem, das aus dem sympathischen und parasympathischen Nervensystem besteht, spielt eine zentrale Rolle für das Überleben: Während der Sympathikus in Stresssituationen aktiviert wird, ist der Parasympathikus für Beruhigung und Erholung zuständig.

Auf akute Stressoren reagiert das menschliche System mit dem sogenannten „Kampf-oder-Flucht“-System. Dabei wird das sympathische Nervensystem aktiviert, welches den Körper auf eine rasche Reaktion vorbereitet. Diese „Notfallbereitschaft“ zeigt sich durch eine erhöhte Herzfrequenz, eine beschleunigte Atmung und die Freisetzung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol. Diese Hormone versetzen den Körper in einen Zustand erhöhter Wachsamkeit (Jayasankara & Reddy, 2019).

Die Stressreaktion ist kurzfristig gesehen in Gefahrensituationen hilfreich. Doch wenn sie langfristig bestehen bleibt, verliert der Körper seine Fähigkeit, in seinen Ruhezustand zurückzukehren, was auf Dauer zu körperlicher und geistiger Erschöpfung führen kann (Jayasankara & Reddy, 2019).

Sympathisches System im Dauereinsatz

Wenn das sympathische System dauerhaft aktiv bleibt, wird der beruhigende Einfluss des parasympathischen Systems blockiert. Auf lange Sicht führt dies zu ständiger Anspannung. Der Körper wird dadurch anfällig für eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen: das Herz-Kreislauf-System wird belastet, das Immunsystem unterdrückt, die Anfälligkeit für Infektionen und Entzündungen steigt, Muskelverspannungen, Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme können auftreten.

Muskelverspannungen entstehen in diesem Prozess häufig, weil die Aktivierung des sympathischen Nervensystems die Muskelspannung erhöht, um den Körper auf eine mögliche Flucht oder Kampfhandlung vorzubereiten. Dies ist der Grund dafür, dass es bei chronischem Stress insbesondere im Nacken- und Schulterbereich zu Verspannungen und Schmerzen kommt.

Diese anhaltende Muskelanspannung kann wiederum zu Spannungskopfschmerzen und zu erhöhtem Blutdruck führen.

Verdauungsprobleme können durch die Stressreaktion ebenfalls verstärkt werden, da das sympathische Nervensystem die Durchblutung des Verdauungstraktes reduziert und die Verdauung verlangsamt. Diese Reaktion dient dazu, die Energie in die Muskeln zu lenken und den Körper bereit für eine schnelle Reaktion zu halten. Daher kann langanhaltender Stress die Verdauungsorgane belasten und Symptome wie Magenschmerzen, Blähungen oder Durchfall hervorrufen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mit anhaltendem Stress das Risiko für Muskelanspannungen, Kopfschmerzen, Entzündungen, chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Verdauungsprobleme sowie Erschöpfung steigt (Tetiana & Nazarovets, 2024).

So wirkt sich Stress auf das Gehirn aus

Langfristiger Stress hat ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf das Gehirn. Er wirkt sich auf die Struktur des Gehirn als auch auf Neurotransmitter-Levels aus und beeinflusst dadurch Gedächtnis und Stimmung. Besonders betroffen davon ist der Hippocampus, eine zentrale Gehirnregion für Gedächtnis und Lernprozesse. Der Hippocampus gehört zum limbischen System und ist zentral daran beteiligt, neue Informationen zu speichern und Erinnerungen langfristig zu verarbeiten. Insbesondere das räumliche Gedächtnis und das episodische Gedächtnis – das Speichern persönlicher Erfahrungen und das Erinnern an Orte und Wege – werden hier gesteuert. Der Hippocampus ist also eine Art Speicherzentrale für das Gedächtnis und beeinflusst maßgeblich unsere Fähigkeit, Informationen gezielt abzurufen und zu lernen (Д.І. Маракушин et al., 2024).

Bei langanhaltendem Stress wird Cortisol produziert, welches den Hippocampus stark beeinträchtigen kann. Cortisol verhindert die Neubildung von Nervenzellen, was zu einer Schrumpfung des Hippocampus führt. Diese Schrumpfung reduziert Gedächtnis und Lernfähigkeit und erhöht die Anfälligkeit für kognitive Beeinträchtigungen (Jayasankara & Reddy, 2019). Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit chronischem Stress oft Schwierigkeiten haben, sich an Details zu erinnern oder neue Informationen zu verarbeiten, was auf diese strukturellen Veränderungen im Hippocampus zurückgeführt werden kann.

Darüber hinaus wirkt sich Stress auf die chemische Balance der Neurotransmitter Serotonin und Dopamin aus. Diese sind für die Regulierung von Stimmung und Motivation entscheidend.

Stress senkt den Serotonin- und Dopamin-Spiegel

Serotonin wird oft als „Glückshormon“ bezeichnet, da es maßgeblich zur Stabilisierung der Stimmung und zur Verringerung von Angstgefühlen beiträgt. Es wirkt im Gehirn wie eine Art Stimmungspuffer, indem es die emotionale Balance unterstützt und ein Gefühl des Wohlbefindens fördert. Ein niedriger Serotoninspiegel wird häufig mit depressiven Zuständen in Verbindung gebracht, da der Körper dann weniger gut auf stressbedingte Schwankungen reagieren kann (Д.І. Маракушин et al., 2024).

Dopamin hingegen ist ein „Belohnungshormon“ und spielt eine zentrale Rolle bei der Motivation und der Freude an Aktivitäten. Es sorgt dafür, dass wir bei positiven Erlebnissen ein Gefühl der Belohnung empfinden und steigert dadurch unsere Bereitschaft, Aktivitäten nachzugehen, die uns Zufriedenheit bringen. Dopamin ist also essenziell für die Zielsetzung und das Verfolgen von Aktivitäten, die Freude und Erfüllung bringen. Unter chronischem Stress sinkt der Dopaminspiegel, was die Anfälligkeit für Motivationsverlust und depressive Verstimmungen erhöht. (Jayasankara & Reddy, 2019).

Langfristig kann Stress zu einem Ungleichgewicht führen, das häufig mit Stimmungsstörungen, wie Angst oder Depressionen, in Verbindung gebracht wird. Die Neurobiologie zeigt, dass Stress-induzierte Veränderungen der Neurotransmitter-Systeme auch die kognitiven Funktionen beeinflussen und sich negativ auf Entscheidungsfindung und Aufmerksamkeit auswirken können (Jayasankara & Reddy, 2019).

Psychologische Auswirkungen von Stress

Die negativen Auswirkungen auf das Gehirn sind eng mit den psychologischen Folgen von Stress verbunden. In diesem Absatz legen wir den Fokus auf die emotionalen und kognitiven Funktionen und wie sie durch Stress beeinflusst werden.

Emotionale Dysregulation durch Dauerstress ist ein häufiges Phänomen, das – wie wir in den vorherigen Absätzen schon gesehen haben – besonders durch die Wirkung des Stresshormons Cortisol verstärkt wird. Bei anhaltendem Stress bleibt der Cortisolspiegel über längere Zeit erhöht, was nicht nur negative Auswirkungen auf das Gehirn, sondern auch auf die emotionale Balance haben kann.

Langfristig führt der hohe Cortisolspiegel zu einer Art Überladung des emotionalen Systems. Menschen können dann beispielsweise übermäßig gereizt, ängstlich oder niedergeschlagen reagieren und haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu kontrollieren. Dies geschieht, weil chronisch hohes Cortisol die Regulation im limbischen System beeinträchtigt – besonders in der Amygdala und im Hippocampus, die zentrale Rollen bei der Verarbeitung und Regulierung von Emotionen spielen (Маракушин et al., 2024).

Zusätzlich dazu stören erhöhte Cortisolwerte die Neurotransmitter-Balance, etwa im Serotonin- und Dopamin-System, was die Stimmung und das Gefühl des Wohlbefindens beeinträchtigt. Diese dysfunktionale Regulation der Emotionen und Stimmungslage ist einer der Hauptgründe, warum Menschen unter chronischem Stress ein erhöhtes Risiko für Angstzustände und depressive Störungen entwickeln (Nazarovets & Nastoiashcha, 2024).

Auf der kognitiven Ebene kann Stress Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Entscheidungsfähigkeit stark beeinträchtigen. Unter Stress wird das Gehirn sozusagen in Alarmbereitschaft versetzt, wodurch die präfrontalen Areale, die für rationale Entscheidungen und Problemlösungen zuständig sind, schlechter arbeiten. Menschen neigen dann eher zu impulsiven Entscheidungen und haben Schwierigkeiten, sich auf komplexe Aufgaben zu konzentrieren oder sich Details zu merken. Zudem zeigen Studien, dass chronischer Stress langfristig das Risiko für kognitiven Verfall erhöhen kann, da der Hippocampus unter hohem Cortisolniveau leidet und sogar an Volumen verliert (Nazarovets & Nastoiashcha, 2024; Reddy & Hunjan, 2019).

Die dargestellten Folgen von Stress auf den Körper, die Emotionen und die kognitiven Fähigkeiten machen deutlich, wie wichtig es ist, frühzeitig präventive Maßnahmen zu ergreifen, um diese Belastungen zu minimieren und nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern vor allem auch die Gesundheit zu schützen.

Quellen:

P. N. Agarwal, Purva, Tagde, Meera, Kaul, Shah, Madhura, Hawelikar, Gagandeep, Kaur, Girish, Kumar, Gupta, Latika, Pinjarkar. (2024). 1. Navigating the Mind: Analysis of Stress and Mental Well-being.   doi: 10.1109/icicet59348.2024.10616359:

Tetiana, Nazarovets, Alona, Nastoiashcha (2024). 2. Neuropsychological aspects of stress manifestation.   doi: 10.31652/2786-6033-2024-3(1)-38-43

Yanina Ovsiannikova, Diana Pokhilko, Valentyn Kerdyvar., Mykola, Krasnokutsky, Olexii Kosolapov. (2024). 3. Peculiarities of the impact of stress on physical and psychological health. Multidisciplinary Science Journal,  doi: 10.31893/multiscience.2024ss0711

Д.І. Маракушин, O.D. Bulynina, Inna Isaieva, І.С. Кармазина, N.M. Maslova (2024). 4. Impact of stress on emotional health and cognitive function. Medična nauka Ukraïni,  doi: 10.32345/2664-4738.2.2024.16

Jayasankara, Reddy., Unnati, G, Hunjan. (2019). 5. A Neurobiological Perspective on Psychological Stress.   doi: 10.24018/EJMED.2019.1.2.27

Kayla, Solorzano. (2015). 6. Effects of Stress on Humans.   

Anil Kumar, Puneet,Rinwa, Gurleen Kaur, Lalit Machawal (2013). 7. Stress: Neurobiology, consequences and management. Journal of Pharmacy and Bioallied Sciences  doi: 10.4103/0975-7406.111818

Johannes Siegrist, Silja Bellingrath, Brigitte,M. Kudielka (2018). 8. Stress and Emotions.   doi: 10.1007/978-0-387-93826-4_11

Bruce S. McEwen (2017). 10. Neurobiological and Systemic Effects of Chronic Stress..   doi: 10.1177/2470547017692328