In der heutigen Welt sind wir ständig mit Emotionen wie Ärger, Unsicherheit, Überforderung, Zweifel oder Hektik konfrontiert, und der Umgang mit ihnen kann oft herausfordernd sein. Doch wie geht man richtig mit seinen Gefühlen um? Sollte man sie einfach zulassen und ausleben oder gibt es einen bewussteren Ansatz? In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit genau dieser Frage: Wie gibt man Gefühlen wirklich Raum und was bedeutet es, dies auf eine gesunde Weise zu tun?
Foto von YESolution / Berndt Philipp
Was bedeutet es, Gefühlen Raum zu geben?
Oft hört man den Ratschlag: „Lass deine Emotionen zu! Gib deinen Emotionen mehr Raum!“ Doch was steckt wirklich hinter diesem Rat? Viele interpretieren ihn als Aufforderung, sich einfach von ihren Gefühlen leiten zu lassen – sei es Wut, Angst oder Traurigkeit. Doch das ist nicht die Idee, die es zu verstehen gilt. Es geht nicht darum, sich von den Gefühlen beherrschen zu lassen oder sie unreflektiert auszuleben. Vielmehr geht es darum, sie bewusst wahrzunehmen und eine Entscheidung zu treffen, wie man mit ihnen umgehen möchte.
Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen „eine Emotion bewusst erleben“ und „von einer Emotion beherrscht oder überrollt zu werden“. Gefühle sind nicht gut oder schlecht, sie sind einfach da. Aber wie man mit ihnen umgeht, entscheidet, wie sie sich auf das eigene Leben auswirken.
Wie geht man mit negativen Emotionen um?
Angenommen, du bist im Straßenverkehr und wirst von einem anderen Fahrer geschnitten – das löst Ärger und vielleicht sogar Wut bei dir aus. Du könntest deinem Ärger einfach nachgeben, laut hupen und dich aufregen – oder du kannst bewusst wahrnehmen: „Okay, ich ärgere mich gerade, ich bin wütend“. Die meisten würden dann noch erklären, warum sie wütend sind – z. B. „weil sich niemand an die Verkehrsregeln hält“. Aber die Frage ist doch, ob diese Erklärung hilft, um mit der Emotion umzugehen? Und was tut man, wenn man weiß, wie man damit umgehen will?
Die Schritte, um mit Emotionen gesund umzugehen
Es gibt eine klare Strategie, die aus drei wichtigen Schritten besteht, um mit negativen Emotionen lösungsorientiert umzugehen:
- Emotionen wahrnehmen – Das bedeutet, die Emotion zu spüren, ohne sie sofort zu bewerten oder zu unterdrücken. Es geht darum, sie bewusst zu erleben und ihre Präsenz zu akzeptieren.
- Verstehen, was die Emotion dir sagen will – Jede negative Emotion trägt eine klare Botschaft in sich. Wut, Angst, Trauer usw. – zeigen, dass etwas im Inneren nicht stimmig ist und einer Lösung bedarf. Die Herausforderung besteht darin, diese Botschaft zu erkennen und zu akzeptieren. Jede weitere Spekulation über weitere Botschaften bringen nichts und sind rein hypothetisch.
- Effiziente Emotionsregulation anwenden – Nachdem man wahrgenommen und erkannt hat, dass sich etwas nicht stimmig anfühlt, geht es darum, all das, was sich nicht stimmig anfühlt (mit anderen Worten: Dissonanzen) zu lösen.
Lösungsorientierter Umgang mit Emotionen
Es ist entscheidend, sich nicht in der Emotion zu verlieren, sondern lösungsorientiert zu handeln. Wenn du beispielsweise wütend bist, weil du ungerecht behandelt wurdest, ist es wichtig, dich zunächst mit deinem Ärger auseinanderzusetzen und die damit verbundenen Dissonanzen zu lösen. Die Folge ist, dass ein Zustand von Klarheit, Sicherheit, Entspannung und Ruhe entsteht. Jetzt ist es erst an der Zeit, im Außen eine Veränderung zu bewirken und die Ungerechtigkeit konstruktiv anzugehen.
Indem du dich mit deinen Emotionen lösungsorientiert auseinandersetzt und Dissonanzen löst, wirst du nicht nur klarer in deinen eigenen Gefühlen, sondern auch sicherer in deinem Auftreten. Du wirst in der Lage sein, deine Bedürfnisse und Wünsche klar zu formulieren, ohne von deinen Emotionen gesteuert zu werden. Dies führt zu einem selbstbewussteren und souveräneren Umgang mit anderen Menschen und Situationen.
Fazit: Emotionen sind veränderlich
Abschließend lässt sich sagen, dass es nicht nur wichtig ist, Emotionen Raum zu geben – im Sinne von bewusst wahrnehmen, sondern auch zu wissen, wie man mit ihnen lösungsorientiert umgeht. Es geht darum, sich bewusst mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen und zu erkennen, dass wir selbst die Kontrolle darüber haben, wie wir uns fühlen. Emotionen sind veränderlich – wir sind ihnen also nicht ausgeliefert. Wenn wir wissen, wie wir mit unseren Emotionen umgehen können, entsteht ein gesundes Gleichgewicht, das uns stärkt und uns hilft, ein erfülltes Leben zu führen.
Die Kunst der emotionalen Freiheit ist erlernbar. Mit der richtigen Anleitung und Übung wird der lösungsorientierte Umgang mit Emotionen zu einer wahren Kraftquelle.