1. Positives Denken – Flucht in angenehme Vorstellungen
Eine der am häufigsten angewandten Methoden ist das positive Denken. Wer Angst verspürt, versucht sich etwas Schönes oder Positives vorzustellen: den letzten Urlaub, einen geliebten Menschen oder einen ruhigen Ort. Diese mentale Reise soll den unangenehmen Gefühlszustand durch angenehmere Gedanken überdecken. Im besten Fall wird dabei sogar eine positive Emotion ausgelöst.
Alternativ versuchen viele, in diesem Fall etwas Positives im Zahnarztbesuch zu finden. Beispielsweise: „Nach dem Zahnarzt habe ich endlich keine Schmerzen mehr“ oder „Ich tue gerade etwas Gutes für meine Gesundheit.“
Effekt: Diese Strategie funktioniert, weil man abgelenkt ist. Die Angst, der unangenehme Gefühlszustand hört auf oder wird schwächer – allerdings nur so lange, wie man sich in dieser Ablenkung befindet.
2. Schuldzuweisungen – Wechsel der Emotion
Dabei gibt man etwas oder jemandem die Schuld für die ausgelöste Emotion. Beim Zahnarzt könnte das sein – die Zahnbürste ist schlecht, weil sie nicht alle Stellen im Mund erreicht hat, die Eltern haben mir schlechte Zähne vererbt oder auch es ist zu viel Zucker im Essen der Kantine.
Durch diese Vorgehensweise wird wahrscheinlich eine andere Emotion ausgelöst z. B. Ärger wegen der Zahnbürste oder auf die Eltern. Für viele ist es leichter mit dem Ärger als mit Angst auszukommen. Deshalb überdeckt der Ärger die Angst und man hat den Eindruck, dass man dadurch sogar in einigen Fällen mehr Energie bekommt. Man könnte sagen, es ist so etwas wie eine emotionale Ablenkung.
Mechanismus: Die ursprüngliche Emotion – beispielsweise Angst – wird durch eine andere ersetzt, etwa Ärger. Für viele Menschen ist Ärger leichter zu ertragen als Angst. Zudem verleiht er kurzfristig ein Gefühl von Energie oder Kontrolle.
Kritik: Zwar spürt man im Moment vielleicht eine Entlastung, doch das eigentliche Problem – die Angst – bleibt bestehen.
3. „Augen zu und durch“ – Ignorieren oder Unterdrücken
Hierbei handelt es sich um die bewusste Entscheidung, die unangenehme Emotion zu ignorieren und durchzuhalten. Menschen setzen sich trotz innerem Widerstand der Situation aus – sie „halten es aus“. Oft wird diese Haltung mit Tapferkeit oder Stärke assoziiert.
Effekt: Diese Strategie kann kurzfristig helfen, eine Situation zu überstehen. Man wird häufig durch anschließende positive Gefühle wie Erleichterung oder Stolz belohnt.
Problematisch wird sie, wenn sie immer wieder zur Anwendung kommt. Denn das Ignorieren löst wie die anderen vorgestellten Strategien das eigentliche Problem nicht, sondern führt zusätzlich oft dazu, dass man blind für die Signale des Körpers wird.
4. Ablenkung durch Konzentration auf etwas anderes
Manche Menschen versuchen, ihre Aufmerksamkeit gezielt auf andere Reize zu lenken: auf Musik im Hintergrund, ein laufendes Video beim Zahnarzt oder auf eine bevorstehende Aufgabe. Durch diesen bewussten Fokus auf etwas außerhalb des angstauslösenden Geschehens wird versucht, den dissonanten Zustand aus dem Aufmerksamkeitsfokus zu bringen.
Typisches Beispiel: Während der Zahnbehandlung an eine berufliche Präsentation denken oder auf die Musik im Hintergrund konzentrieren.
Effekt: Funktioniert in vielen Fällen – aber nur solange der Fokus aufrechterhalten werden kann. Auch hier gilt: Die eigentliche Emotion wird nicht gelöst, sondern überdeckt.
5. Tiefes Atmen – Körperliche Regulation
Eine eher körperorientierte Strategie ist das bewusste Atmen. Mehrmals tief durchatmen bringt viele Menschen kurzfristig zurück in den Körper und sorgt für eine spürbare Entspannung.
Wirkung: Das Atmen beruhigt das Nervensystem, reduziert körperliche Stressreaktionen und dämpft die wahrgenommenen Dissonanzen. Gleichzeitig ist auch dies eine Form von Ablenkung – die Aufmerksamkeit wird bewusst auf den Atem und den Körper gelenkt, nicht auf den unangenehmen Gefühlszustand selbst. Die Dissonanzen bzw. der emotionale Trigger werden dabei nicht gelöst.
6. Positive Selbstinstruktionen – Innerer Dialog
Viele greifen im Moment der Angst zu aufmunternden Gedanken wie:
- „Ich schaffe das!“
- „Reiß dich zusammen.“
- „Gleich ist es vorbei.“
- „Andere schaffen das doch auch!“
Diese Form der Selbstmotivation soll die Kontrolle zurückgeben und dem Gefühl der Ohnmacht in dieser Situation entgegenwirken. Oft werden so ähnliche Aufforderungen auch von den Ärztinnen bzw. Assistentinnen an die Patienten gerichtet, um sie abzulenken.
Aber: Die Strategie hilft zwar kurzfristig, um die Kräfte zu sammeln und sich vom dissonanten Zustand abzulenken, aber wie all diesen Strategien wird abgelenkt und die emotionalen Trigger lösen beim nächsten Mal wiederum die gleichen Emotionen aus.