Langfristige Vorteile, kurzfristige Motivation?
Ein bekanntes Beispiel dafür, dass es schwer ist präventiv zu handeln ist der Besuch beim Zahnarzt. Viele Menschen gehen erst dann zum Zahnarzt, wenn sie Schmerzen haben oder ein Problem bereits aufgetreten ist. Dieser reaktive Ansatz ist weit verbreitet und zeigt, wie Menschen oft erst dann handeln, wenn die negativen Konsequenzen bereits spürbar eingetreten sind.
Hand aufs Herz. Würdest du selbst und eigeninitiativ regelmäßig Termine beim Zahnarzt zur Mundhygiene und Kontrolle ausmachen? Wenn du jetzt innerlich ja gesagt hast, gehörst du zu den ganz wenigen Ausnahmen und Prävention ist dir wirklich wichtig.
Weil die meisten Menschen dies nicht machen (und natürlich auch aus anderen Gründen), haben viele Zahnärzte angefangen, proaktiv mit ihren Patienten Kontrolltermine zu vereinbaren. Dadurch ist man quasi zur Prävention „gezwungen“.
Die Vermeidung von proaktiver Vorgehensweise
kann auf folgende Denkweise zurückzuführen sein:
Man muss jetzt etwas tun, um später (eventuell) davon zu profitieren. Sehr viele Menschen bewerten den Nachteil, der durch den Verzicht im Jetzt geschieht größer, als den Vorteil, den sie im Später erhalten.
Sehr schön und durchaus witzig ist dies beim Marshmallow Experiment zu sehen: Hier wurde Kindern ein zweiter Marshmallow versprochen, wenn sie eine Weile darauf verzichten, den ersten zu essen. Diese Versuchsanordnung zeigt, wie schwer es vielen Menschen fällt, kurzfristige Befriedigung zugunsten eines langfristigen Nutzens zu verschieben.
Im Unterschied zum oben beschriebenen präventiven Zahnarztbesuch, wo als Belohnung das Ausbleiben zukünftiger Zahnschmerzen versprochen wird, ist die Belohnung in Form eines weiteren Marshmallows wahrscheinlich deutlich attraktiver. Und doch sind die Herangehensweisen an das Problem ähnlich: Verzichte jetzt auf etwas und erhalte im Gegenzug dafür eine Belohnung, die später kommt.