In unserer schnelllebigen Welt, in der Anforderungen aus Beruf, Familie und Gesellschaft oft gleichzeitig auf uns einprasseln, suchen viele Menschen nach Wegen, mit emotionalem Stress umzugehen. Besonders beliebt sind dabei Methoden wie Yoga, Meditation, Spazierengehen, Wellness oder das Treffen mit Freunden. Doch wie wirksam sind diese Strategien wirklich – und können sie uns langfristig von emotionalem Stress befreien?
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Der gemeinsame Nenner: Dinge, die wir gerne tun
Was all diese Methoden vereint: Es sind Aktivitäten, die wir freiwillig und gerne ausführen. Sie gehören zu unserem Freizeitverhalten – wir machen sie nicht, weil wir müssen, sondern weil sie uns guttun. Ob ein warmes Bad, ein Spaziergang in der Natur, ein gutes Gespräch oder das Musikhören – all das hilft uns, zu entspannen, zur Ruhe zu kommen und wieder Energie zu tanken.
Diese Energie ist zentral. Denn unser System funktioniert nur mit ausreichend Energie – für Bewegung, Verdauung, Denken und sogar für Zellerneuerung. Ganz besonders wichtig wird Energie, wenn wir es mit negativen Emotionen wie Stress, Angst oder Unsicherheit zu tun haben. Diese Zustände rauben uns regelrecht Energie – man kann sich das wie ein Leck im Energiesystem vorstellen. Emotionaler Stress entzieht uns Kraft, oft schneller, als wir sie aufladen können.
Energie aufladen: Wie Freizeitaktivitäten helfen
Viele der genannten Strategien helfen, dieses Energielevel wieder zu stabilisieren oder sogar zu erhöhen. Aktivitäten wie Yoga, Meditation oder auch einfach ein Spaziergang wirken regenerierend. Besonders Yin-Yoga und Meditation haben eine zusätzliche Wirkung: Sie aktivieren das sogenannte parasympathische Nervensystem – jenen Teil unseres vegetativen Nervensystems, der für Entspannung, Verdauung und Regeneration zuständig ist. Wird dieses System aktiviert, kann der Körper aus dem „Kampf-oder-Flucht“-Modus in einen Zustand der Ruhe und Heilung wechseln.
Mit genügend Energie sind wir emotional robuster. Wir können mit belastenden Gefühlen besser umgehen, sie fühlen sich weniger intensiv an und dauern oft auch kürzer. Das zeigt sich besonders nach dem Urlaub: Kommt man erholt zurück, erscheinen alltägliche Belastungen weniger dramatisch. Doch sobald diese „Urlaubsenergie“ aufgebraucht ist, steigt auch das Stresslevel wieder an.
Warum Wohlfühlstrategien allein nicht ausreichen
So wirksam und angenehm diese Methoden auch sind – sie haben ihre Grenzen. Denn sie adressieren nicht die Ursache des emotionalen Stresses, sondern helfen vor allem, dessen Symptome zu mildern. Die eigentlichen Auslöser – sogenannte emotionale Trigger – bleiben weiterhin bestehen. Man fühlt sich danach vielleicht besser, aber das Problem ist nicht gelöst. Und spätestens wenn diese Trigger erneut aktiviert werden, kehrt auch der Stress zurück.
Ein weiteres Problem ist der Zeitfaktor. Freizeitaktivitäten wie Meditation, Yoga oder ein Besuch in der Sauna benötigen Zeit – und vor allem Regelmäßigkeit. Fehlt diese Regelmäßigkeit, weil der Alltag zu voll ist oder die Motivation sinkt, dann kommt auch die emotionale Entlastung ins Wanken. Im schlimmsten Fall verwandeln sich die einstigen Wohlfühlrituale sogar in eine Art Pflichtprogramm – ein weiteres „To-do“, das erledigt werden muss, damit man sich einigermaßen stabil fühlt.
Die eigentliche Lösung: emotionale Trigger lösen
Der entscheidende Schritt zur emotionalen Freiheit liegt nicht allein in der Anwendung von Entspannungsstrategien. Viel wichtiger ist es, die Ursachen für negative Emotionen und unangenehme Gefühlszustände zu erkennen und die sie auslösenden emotionalen Trigger zu lösen. Wer Dissonanzen und Trigger löst bleibt beziehungsweise kommt in den Zustand der Entspannung, Klarheit und Sicherheit. Dann dienen die vorgestellten Entspannungsaktivitäten nicht mehr zur Kompensation, sondern werden zur echten Bereicherung. Die Freizeitaktivitäten bleiben angenehm – doch sie sind nicht mehr notwendig, um sich „über Wasser zu halten“, sondern sie geben zusätzlich Energie.
In diesem Zusammenhang lohnt sich ein Blick auf die drei Kriterien, die wir zur Beurteilung von Strategien gegen negative Emotionen und unangenehme Gefühlszustände heranziehen: Wir stellen die „Energiestrategien“ auf den Prüfstand.
Kriterium 1: Hört die emotionale Belastung bei Anwendung dieser Strategien sofort auf:
Die meisten dieser Strategien sind im akuten Moment gar nicht einsetzbar, weil sie zeitaufwendig sind, man sich nicht sofort hinzusetzen und z. B. meditieren. Und: Diese Strategien helfen uns im Moment, in dem wir die Dissonanzen empfinden, nicht. Sie dämpfen im besten Fall nur die wahrgenommenen Dissonanzen.
Kriterium 2: Energiezufuhr:
Aktivitäten wie Sport, Yoga, Meditation, Wellness oder Gespräche mit Freunden geben uns Energie. Sie bauen ein Energiepolster auf, das hilft, emotionale Belastungen besser zu verkraften. Je regelmäßiger diese Energiequellen genutzt werden, desto stabiler wird unser System.
Kriterium 3: Lösung der emotionalen Trigger:
Das entscheidende Kriterium – und zugleich die Schwachstelle vieler Strategien – ist jedoch, ob sie die emotionalen Auslöser tatsächlich auflösen. Die Antwort lautet: Nein. Keine der vorgestellten Strategien löst die emotionalen Trigger. Solange die Trigger weiter bestehen, werden die negativen Emotionen oder generell emotionale Stress immer wiederkehren – nur vielleicht etwas gedämpfter als zuvor.
Emotionale Freiheit beginnt bei dir
Der Schlüssel zur emotionalen Freiheit liegt also in der Kombination beider Ansätze: Wenn wir die Kunst beherrschen – Trigger und Dissonanzen zu lösen – können wir all diese erholsamen Aktivitäten genießen und ihre positive Wirkung – ua. als Energiequelle – noch verstärken. Wir erleben unsere Freizeitaktivitäten als Quellen von Freude, Leichtigkeit und Inspiration.
So wird emotionale Freiheit erlebbar – als Fähigkeit, mit emotionalen Herausforderungen bewusst und lösungsorientiert umzugehen.